Gicht
Leestijd: 6 minutenBei der Gicht, die medizinisch als Arthritis urica oder Podagra bezeichnet wird, handelt es sich um eine schmerzhafte Gelenkentzündung, die in der Regel im Fuß, aber auch in anderen Gelenken wie dem Knöchel, dem Knie oder dem Handgelenk auftreten kann. Gicht gehört zur Gruppe der rheumatischen Erkrankungen, wobei Rheuma eigentlich ein Sammelbegriff für viele Erkrankungen des Bewegungsapparats (Gelenke, Muskeln und Sehnen) ist, die nicht durch einen Unfall verursacht werden.
Es gibt verschiedene Arten von Rheuma, die man grob in fünf etwas größere Gruppen einteilen kann: Arthrose, Arthritis, Gicht, Osteoporose und Weichteilrheumatismus. Über Arthrose und Arthritis haben wir schon früher in unserem Blog geschrieben. Der Unterschied zwischen Arthrose und Arthritis - zwei rheumatische Erkrankungen
Diesmal befassen wir uns mit Gicht, einer durch kristallisierte Harnsäure verursachten Gelenkentzündung, die auf einen zu hohen Harnsäurespiegel zurückzuführen ist und von der drei von zehn Menschen in den Niederlanden betroffen sind.
Gicht wurde bereits im fünften Jahrhundert v. Chr. von dem griechischen Arzt Hippokrates ausführlich beschrieben. Während man damals und noch lange danach glaubte, dass die Gicht durch überschüssigen Schleim verursacht wird, der in die Füße abfließt, weiß man heute, dass die Ursache der Gicht darin liegt, dass die Nieren die Harnsäure nicht richtig ableiten können.
Harnsäure ist ein normales Abfallprodukt des Körpers, das während des Stoffwechsels freigesetzt wird. Der Stoffwechsel ist der Prozess, bei dem auf der Ebene der Körperzellen Schritte stattfinden, um eine Substanz in eine andere umzuwandeln, um den Körper mit Energie zu versorgen. Viele Menschen verwechseln den Stoffwechsel mit der Verdauung, aber das ist nicht dasselbe. Bei der Umwandlung von einem Stoff in einen anderen werden auch Abfallprodukte freigesetzt, die über Blut, Leber, Nieren und Darm in Urin und Fäkalien entsorgt werden. Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purin, das seinerseits bei der Entleerung von Körperzellen freigesetzt wird. Purin wird in der Leber in Harnsäure umgewandelt.
Wenn das Gleichgewicht zwischen Harnsäureproduktion und -ausscheidung gestört ist, z. B. wenn die Nieren nicht ausreichend funktionieren oder wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden, kann sich Harnsäure im Körper ansammeln. Normalerweise löst sich die Harnsäure im Blut auf, aber wenn der Wert zu hoch wird, funktioniert das nicht mehr. Die Säure scheidet sich dann in Form von Kristallen aus. Dies geschieht an Stellen, an denen die Körpertemperatur kühler und damit etwas saurer ist, wie z. B. in den Füßen. Die Harnsäure wird also von flüssig zu fest.
Die gebildeten Kristalle haben eine zackige, nadelförmige Form, auf die unser Immunsystem mit einer Entzündungsreaktion antwortet. Diese Reaktion führt zu einem schmerzhaften und geschwollenen Gelenk. Warum die Gicht bei manchen Menschen auftritt und bei anderen nicht, ist bis heute nicht ganz klar. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen könnten; in einigen Familien kommt Gicht häufiger vor als in anderen.
Symptome der Gicht
Bei einem Gichtanfall entzünden sich plötzlich ein oder mehrere Gelenke heftig. Dies geschieht häufig im Gelenk der großen Zehe. Die Schmerzen sind oft sehr stark und selbst die Berührung einer Socke oder eines Lakens kann unerträglich sein. Die Entzündung tritt oft über Nacht auf und kann in einigen Fällen chronisch werden. Manchmal bilden die ausgefallenen Kristalle Gichtknötchen, so genannte Tofis. Sie treten an den Ellenbogen, den Fingern, den Zehen und an der Außenseite der Ohrmuschel auf. Ein Tofi kann aufbrechen. In diesem Fall tritt eine dicke, kalkhaltige Flüssigkeit aus. Gicht erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wahrscheinlich weil Gicht oft mit hohem Blutdruck einhergeht.
Der Verlauf eines Gichtanfalls ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche Menschen erleiden nur einen einzigen Anfall im Leben, aber bei anderen wird die Gicht chronisch und die Anfälle treten regelmäßig wieder auf. Das Ärgerliche daran ist, dass diese Anfälle in immer schnellerer Folge aufeinander folgen und die Gicht meist auch auf andere Gelenke übergreift. Diese Gelenke verfärben sich dann rot, fühlen sich heiß an und sind sehr schmerzhaft. Die Bewegung in diesen Gelenken wird meist erschwert.
Medikamente zur Behandlung von Gicht
Wenn jemand an Gicht leidet, können bestimmte Medikamente die Symptome lindern. In der Regel ist eine Kombination von Medikamenten erforderlich, die sich gegenseitig verstärken können. So gibt es zum Beispiel entzündungshemmende Schmerzmittel, NSAIDs, die einen Gichtanfall stoppen können. Kortikosteroide für den Fall, dass ein NSAID nicht ausreichend wirkt, Colchicin, ein Arzneimittel zur Verringerung der Gelenkentzündung bei Gicht, und Allopurinol, ein Arzneimittel, das die Menge an Harnsäure im Blut verringert. Wenn Sie Allopurinol einmal eingenommen haben, müssen Sie es weiter einnehmen, da die Harnsäuremenge sonst wieder ansteigt.
Aller Wahrscheinlichkeit nach erhöhen bestimmte Lebensmittel das Risiko, an Gicht zu erkranken, insbesondere purinhaltige Produkte. So ist es ratsam, Alkohol in Maßen zu genießen, ebenso wie alkoholfreies Bier, da die Hefe im Körper in Purin umgewandelt wird. Vermeiden Sie außerdem möglichst fruktose- oder zuckerhaltige Produkte wie Erfrischungsgetränke, Süßigkeiten und Kekse und essen Sie möglichst wenig purinreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch, bestimmte Fischarten, Organfleisch und Meeresfrüchte.
Wenn Sie Fragen zur Gicht haben, wenden Sie sich damit an Ihren Hausarzt. Bei Fragen zu Medikamenten wenden Sie sich an Ihren Apotheker.