Wie erkennt man ADHS bei Kindern? Was Eltern wissen müssen!
Leestijd: 6 minutenADHS, die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, ist ein Syndrom, bei dem eine Person unter Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität und unruhigem Verhalten und/oder Impulsivität leidet. Wenn ein Kind an ADHS leidet, zeigen sich die Symptome, die von Kind zu Kind unterschiedlich sein können, bereits in jungen Jahren.
ADHS wird derzeit in drei verschiedene Subtypen unterschieden: ADHS-H, ADHS-I und ADHS-G. ADHS-H zeichnet sich vor allem durch Hyperaktivität und Impulsivität aus, ADHS-I (früher ADD genannt) vor allem durch Unaufmerksamkeit, und ADHS-G ist eine Kombination aus H und I.
Man nimmt an das 2-6 der Kinder und Jugentliche in Deutschland an ADHS leiden. Davon ist ADHS-G, der kombinierte Typ, am häufigsten und ADHS-I am wenigsten verbreitet. Letzterer wird jedoch manchmal noch übersehen, weil seine Merkmale weniger auffällig sind.
Die Symptome von ADHS treten in der Regel in einem frühen Alter auf, etwa zwischen zwei und fünf Jahren, zumindest aber vor dem siebten Lebensjahr, und können sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen auftreten. Allerdings wird bei Jungen fünfmal häufiger eine Diagnose gestellt. Man ist sich nicht sicher, ob diese Zahl ein realistisches Bild der Wirklichkeit wiedergibt. Es könnte sein, dass mehr Mädchen als Jungen den Subtyp ADHS-I haben und dass diese Form nicht immer erkannt wird.
Warum sich ADHS entwickelt, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich gibt es eine Kombination von Ursachen. Auf jeden Fall steht fest, dass ADHS häufiger „in der Familie liegt“ und somit ein erblicher Faktor eine Rolle spielt. Es ist jedoch nicht bekannt, welche(r) Faktor(en) beteiligt ist/sind.
Heute weiß man, dass Teile des Gehirns bei Kindern mit ADHS anders funktionieren als bei Kindern ohne ADHS. Aus der Forschung geht hervor, dass vor allem der Frontallappen (das vordere Gehirn) schlechter funktioniert. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Signale über Botenstoffe (Neurotransmitter) nicht im richtigen Verhältnis übertragen werden.
Der Frontallappen spielt eine wichtige Rolle bei:
- Sprechen
- dem Schlafen
- Aufmerksamkeit und Konzentration
- Steuerung der Muskeln
- Umgang mit Gefühlen
- Dinge und Bewegungen planen
- Den Überblick bewahren.
Woran erkennt man ADHS?
Aufmerksamkeitsdefizit
- Nachlässigkeit im Umgang mit Details und dadurch bedingte Fehler
- Leicht ablenkbar
- Nicht gut zuhören können
- Anweisungen nicht befolgen, ohne dabei rebellisch zu sein
- Schwierigkeiten beim Organisieren
- Vermeiden von Aufgaben, die eine anhaltende geistige Anstrengung erfordern
- Gegenstände verlieren
- Vergesslichkeit bei täglichen Aktivitäten.
Hyperaktivität/Impulsivität
- Unruhig sein
- Herumlaufen und nicht stillsitzen können
- Viel und ununterbrochen reden
- Nicht zuhören können
- Stören von Aktivitäten
- Nicht warten können, bis sie selbst an der Reihe sind.
Viele Kinder mit ADHS sind motorisch ungeschickt, so dass sie sich öfter verletzen oder hinfallen. Ein Drittel der Kinder hat auch Probleme beim Lernen. Manchmal ist es schwierig, nachts zur Ruhe zu kommen, was auch zu Schlafproblemen führen kann.
Die Diagnose ADHS
Die Diagnose von ADHS ist nicht ganz einfach, denn abgesehen von einer möglichen Ungeschicklichkeit werden keine körperlichen Auffälligkeiten festgestellt. Eine körperliche Untersuchung wird jedoch durchgeführt, weil die Symptome von ADHS manchmal mit einer Grunderkrankung wie der Neurofibromatose zusammenhängen können, einer Erkrankung, bei der gutartige Wucherungen in den Nerven wachsen.
Um zu einer korrekten Diagnose zu gelangen, müssen Personen, die dem Kind nahe stehen, wie Eltern, Schule und Kindertagesstätte, einen speziellen Fragebogen mit Fragen ausfüllen. Manchmal wird auch ein Kinderpsychologe an der Diagnose beteiligt.
Wie wird ADHS behandelt?
Die Behandlung von ADHS erfolgt im Wesentlichen auf zwei Wegen, die nicht voneinander zu trennen sind:
1. Verhaltenstherapie und elterliche Beratung
2. Medikation.
Die Verhaltenstherapie ist notwendig, um den Kindern Klarheit und Struktur zu geben. Für Eltern und Schule ist es wichtig, stets konsequent und klar zu sein, aber auch einen positiven Ansatz zu haben.
Als Medikament hilft ein methylphenidathaltiges Präparat wie Ritalin® oft, die Aufmerksamkeit und Konzentration zu verbessern und manchmal die Hyperaktivität zu verringern. Allerdings wirkt Methylphenidat nur für kurze Zeit, zwischen drei und vier Stunden. Der Vorteil dieses Medikaments ist, dass es nicht unbedingt eingenommen werden muss, wenn es gerade nicht benötigt wird. Allerdings hat es eine Reihe von Nebenwirkungen, darunter Appetitlosigkeit, Blutdruckanstieg und Einschlafprobleme. Wenn Methylphenidat nicht ausreichend wirkt oder zu viele Nebenwirkungen verursacht, wird manchmal auch Dexamphetamin oder Clonidin (Dixaril®) verschrieben.
Für die Entwicklung eines Kindes ist es wichtig, dass die Symptome von ADHS diagnostiziert werden. Wenn dies nicht geschieht und ADHS unbehandelt bleibt, kann dies in der Zukunft erhebliche Folgen haben. Kinder mit ADHS werden oft wegen ihres Verhaltens abgelehnt und können infolgedessen Verhaltensstörungen entwickeln.
Schlussfolgerung
Wenn Sie Fragen zu ADHS haben oder wenn Ihr Kind Symptome aufweist, die auf eine Form von ADHS hindeuten könnten, sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Bei Fragen zu Medikamenten gegen ADHS wenden Sie sich an den Apotheker.