Divertikulitis
Leestijd: 7 minutenBei einem Divertikel handelt es sich um eine gutartige Ausstülpung der Darmwand in Form eines beutelartigen Gewebes. Diese Ausstülpung ist in der Regel das Ergebnis einer Schwäche der Darmwand, die sich aufgrund des erhöhten Drucks im Darm auswölbt. Eine Hauptursache für die Entstehung eines oder mehrerer Divertikel ist wahrscheinlich eine nicht ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen, wodurch sich der Stuhlgang nicht mehr so gut durch den Darm bewegt.
Besonders in höherem Alter leiden viele Menschen an mehreren Divertikeln im Darm, bemerken sie aber kaum, weil sie keine Beschwerden verursachen. Sie werden daher oft zufällig entdeckt. Das Vorhandensein mehrerer Divertikel wird auch als Divertikulose bezeichnet.
Bei einem von fünf Menschen mit Divertikeln treten Beschwerden auf. Diese Beschwerden entstehen, wenn sich ein oder mehrere Divertikel entzünden, was als Divertikulitis bezeichnet wird. Eine Entzündung entsteht in der Regel, weil Stuhl in der Ausstülpung zurückbleibt. Im Stuhl befinden sich zahlreiche Bakterien, die sich schnell vermehren. Wenn Stuhl zurückbleibt, ist dieser meist nicht glatt und weich, sondern hart und trocken.
Die Symptome bestehen meist aus:
- Starke Bauchschmerzen, meist in der linken Unterbauchseite, manchmal aber auch rechts. Diese Bauchschmerzen verschlimmern sich beim Essen und klingen oft nach dem Toilettengang oder Blähungen wieder ab.
- Durchfall oder Verstopfung
- Ein aufgeblähter Bauch
- Übelkeit mit gelegentlichem Erbrechen
- Manchmal Blut und/oder Schleim im Stuhl
- Manchmal Fieber
Wenn sich ein Patient mit (einigen) der oben genannten Symptome bei seinem Hausarzt vorstellt, wird in der Regel zunächst eine Blutuntersuchung auf Entzündungswerte durchgeführt. Oft wird auch eine Überweisung für eine Ultraschalluntersuchung des Unterbauchs ausgestellt. Bei dieser Untersuchung wird der Dickdarm mit Hilfe von Radiowellen abgebildet, und eventuelle Entzündungen werden sichtbar. Manchmal ist es jedoch nicht klar, dass es sich um eine Divertikulitis handelt, und eine CT-Untersuchung und/oder eine Koloskopie (Untersuchung des Darms durch den Anus mit einem flexiblen Schlauch, der eine Kamera enthält) sind notwendig, um eine genaue Diagnose zu stellen.
Nach der Diagnose Divertikulitis gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Zuerst wird versucht, die Entzündung mit einer Kombination von Medikamenten zu heilen: einem Antibiotikum, einem Medikament, das die Stuhlhärte verringert, und oft auch Schmerzmitteln. Manchmal ist dafür ein Krankenhausaufenthalt erforderlich, da das Antibiotikum dann über eine Infusion verabreicht wird. Aufgrund der Entzündung ist es ratsam, (vorübergehend) eine leicht verdauliche oder sogar flüssige Kost zu sich zu nehmen.
In manchen Fällen scheint nur eine Operation die Symptome zu lindern. Dies ist der Fall, wenn eine Perforation (ein Loch im Darm) auftritt oder ein sehr hohes Risiko dafür besteht. Denn dann besteht die Gefahr einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), einer sehr ernsten Komplikation, die manchmal sogar zum Tod führen kann. Bei der Operation wird der entzündete Teil des Darms entfernt und die beiden entstehenden Enden werden wieder zusammengenäht. Manchmal ist ein (vorübergehendes) künstlicher Darmausgang, ein Stoma, erforderlich. Der Stuhl wird dann in einem luftdicht an der Bauchdecke befestigten Beutel aufgefangen.
Gelegentlich führt die Divertikulitis zu einer Abszessbildung im Bauchraum. Ein Abszess ist eine Eiteransammlung, die als Reaktion des Körpers auf die Bekämpfung der Entzündung durch weiße Blutkörperchen entsteht. Um einen Abszess zu entlasten, wird in der Regel eine Drainage gelegt, d. h. ein Schlauch wird durch eine Nadel in den Abszess eingeführt, der dann ausgespült wird.
In der Regel treten Divertikel im Dickdarm auf, aber das ist nicht unbedingt der Fall. Manchmal findet man sie auch in der Speiseröhre (Zenker Divertikel) oder im Dünndarm (Meckel Divertikel).
Bei einem Zenker Divertikel in der Speiseröhre sehen wir oft eine Ausstülpung im Bereich des Halses, am Übergang vom Rachen zur Speiseröhre. Auch hier ist oft ein erhöhter Druck die Ursache, zusammen mit einer altersbedingten Erschlaffung der Muskulatur in Kombination mit Reflux (dem Hochfließen von Mageninhalt). In der Ausbuchtung hat sich Nahrung angesammelt, die schließlich sogar die Speiseröhre etwas zusammendrücken kann, so dass die Nahrung nicht mehr richtig absinken kann. Zu den Beschwerden gehören im Allgemeinen Husten, Kratzen im Hals und ein gereizter Rachen. Manchmal wird auch über Schluckbeschwerden, Mundgeruch und das unangenehme Kloßgefühl im Hals berichtet.
Ein Meckel Divertikel ist eine seltene Form von Divertikeln und wird angeboren. Es ist ein Residuum der Verbindung zwischen dem Nabel und dem Darm, das bis zum dritten Schwangerschaftsmonat vorhanden ist. Diese Form verursacht fast nie Symptome. Manchmal verursacht ein Meckel Divertikel Symptome wie Blutungen. Oft kommt dies bei Kleinkindern als Folge eines Geschwürs an der Stelle des Divertikels vor.
Eine schwerwiegende Komplikation eines Meckel-Divertikels kann ein Darmverschluss (Ileus genannt) sein. Dieser tritt auf, wenn das Divertikel beginnt, sich auszuwölben oder mit dem Dünndarm zu verschlingen. Dadurch kommt es zu einer Verdrehung oder Verschlingung. Der Darm wird nicht mehr ausreichend durchblutet und kann dadurch absterben. Daher ist ein sofortiger Eingriff erforderlich. Ein Meckel-Divertikel kann sich auch entzünden. Die Symptome sind denen einer Blinddarmentzündung sehr ähnlich. Schließlich kann es zu einem Darmdurchbruch und einer Bauchfellentzündung kommen. In diesem Fall sollte sofort eine Operation durchgeführt werden.
Wenn Sie anhaltende starke Bauchbeschwerden haben, die mit Verstopfung oder Durchfall einhergehen, sollten Sie sich an Ihren Hausarzt wenden, um die Ursache abzuklären. Bei Fragen zu Medikamenten wenden Sie sich am besten an Ihren Apotheker.