Inkontinenz, ein unangenehmes Problem
Leestijd: 5 minutenInkontinenz ist ein Zustand, bei dem der Betroffene seinen Urin oder Stuhl nicht mehr zurückhalten kann. Es handelt sich um ein häufig auftretendes Leiden; allein in Deutschland sind rund 10 Millionen Menschen davon betroffen. Dabei handelt es sich sowohl um Männer als auch um Frauen, auch wenn die Werbung für Inkontinenzprodukte manchmal etwas anderes vermuten lässt. Kurz gesagt gibt es zwei Formen der Inkontinenz: Harninkontinenz und Stuhlinkontinenz.
Harninkontinenz
Wenn die Blase voll ist, wird normalerweise ein Signal gegeben, dass es Zeit ist zu urinieren; solange dieses Signal nicht beachtet wird, sorgt der Schließmuskel dafür, dass der Urin in der Blase bleibt. Bei Harninkontinenz gibt es Probleme mit der Kontrolle des Schließmuskels der Blase. Dies führt dazu, dass eine Person unwillkürlich Urin verliert. Es gibt verschiedene Formen der Harninkontinenz. Dazu gehören die überaktive Blase, Belastungs- oder Stressinkontinenz, Dranginkontinenz sowie Harnverhalt, Überlaufinkontinenz oder Mischinkontinenz.
Eine überaktive Blase (OAB)
Menschen, die an einer überaktiven Blase leiden, haben keine gute Kontrolle über ihre Blase, weil sich ihr Blasenmuskel unkontrolliert zusammenzieht. Infolgedessen können sie in der Regel nicht kontrollieren, wann sie urinieren müssen. Eine überaktive Blase führt dazu, dass man sehr oft urinieren muss, weil ein ständiger Harndrang besteht, und/oder zu mäßigem bis starkem Urinverlust. Eine überaktive Blase tritt sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf. Eine vergrößerte Prostata und die Wechseljahre erhöhen das Risiko dafür, aber es handelt sich keineswegs um eine normale Alterserscheinung.
Dranginkontinenz auch Urge-Inkontinenz genannt
Von Dranginkontinenz spricht man, wenn eine Person einen plötzlichen, sehr starken Harndrang verspürt. Der Grund dafür ist, dass sich der Blasenmuskel unerwartet zusammenzieht. In der Regel ist es dann unmöglich, die Toilette rechtzeitig zu erreichen, denn sobald der Drang verspürt wird, tritt Urin aus. Oft entleert sich die Blase in einem Zug.
Belastungsinkontinenz
Bei der Belastungs- oder Stressinkontinenz tritt der Urin in dem Moment aus, in dem Druck auf die Blase ausgeübt wird, z. B. beim Husten oder Niesen. Auch Heben, Laufen oder Springen erhöhen den Druck in der Blase. Der Schließmuskel hat Probleme mit diesem plötzlich erhöhten Druck und lässt dann Urin ab. Diese Form des Urinverlusts tritt häufiger bei Frauen auf.
Harnverhalt
Eine Retention bedeutet wörtlich übersetzt "Zurückhalten", und eine Person, die unter Harnverhalt leidet, kann ihre Blase nicht vollständig entleeren. Oft fällt das Wasserlassen anfangs sehr schwer oder der Urinstrahl setzt beim Wasserlassen aus. Menschen mit Harnverhalt müssen oft in kleinen Mengen urinieren, meist auch mehrmals in der Nacht.
Überlaufinkontinenz
Wenn eine Blase zu voll wird, kann sie überlaufen. Dies geschieht, wenn der Urin zu oft und zu lange zurückgehalten wird und die Blase sich dehnt und überempfindlich wird. Diese Form der Inkontinenz, auch Tropfinkontinenz genannt, tritt vor allem bei älteren Männern mit einer vergrößerten Prostata auf.
Es gibt auch eine Mischinkontinenz. Dabei handelt es sich sowohl um Drang- als auch um Belastungsinkontinenz. Diese gemischte Form ist wiederum häufiger bei Frauen anzutreffen.
Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz ist viel seltener als Harninkontinenz. Dennoch leiden schätzungsweise bis zu 5 Millionen Menschen in Deutschland mehr oder weniger stark darunter. Es gibt zwei Formen der Stuhlinkontinenz, die fäkale und die anale Inkontinenz.
Bei dieser Form der Inkontinenz verliert der Betroffene unwillkürlich festen oder flüssigen Stuhl. Bei der analen Inkontinenz verliert man nicht nur Stuhl, sondern kann auch Blähungen nicht zurückhalten.
Am Ende des Dickdarms, im Rektum, wird unser Stuhl zwischengelagert. Wenn das Rektum voll ist, wird ein Signal an das Gehirn gesendet, dass es Zeit ist, zur Toilette zu gehen. Wir empfinden dies als Dringlichkeit. Um den Stuhlgang zu stoppen, haben wir zwei Schließmuskeln (Sphinkter). Dabei handelt es sich um einen inneren und einen äußeren Schließmuskel, wobei der letztere als Anus bezeichnet wird. Manchmal ist der Anus beschädigt oder geschwächt, oder es kommt zu einem Vorfall des Enddarms. Infolgedessen kann dieser Muskel den Stuhl nicht oder nicht richtig zurückhalten, was zu unwillkürlichem Stuhlverlust führt.
In einigen Fällen kann mit Medikamenten, einer Operation oder Beckenbodentraining eine Lösung für die Inkontinenz gefunden werden. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, so dass regelmäßig auf spezielle Inkontinenzmaterialien zurückgegriffen werden muss.
Zum Schluss
Wenn Sie Fragen zu Inkontinenz und möglichen Lösungen haben, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt. Bei Fragen zu Medikamenten können Sie sich jederzeit an Ihren Apotheker wenden.